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Warum in Grimms Märchen keine Feen vorkommen – und warum ich sie trotzdem liebe


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Wenn wir an Märchen denken, tauchen oft Feen vor unserem inneren Auge auf: geheimnisvolle Frauen, die zaubern und Schicksale lenken. Doch wer die Märchen der Brüder Grimm liest, merkt schnell: Feen kommen darin nicht vor. Stattdessen begegnen wir Hexen, weisen Frauen und Naturgeistern.

Ich mag diese Märchen. Ihre Sprache ist schlicht, ihre Bilder sind nah am Leben der Menschen, manchmal auch unerwartet düster. Das fasziniert mich.

Gleichzeitig liebe ich Feen.


Sie fügen etwas hinzu, das in den Grimmschen Märchen kaum vorkommt: eine andere, übernatürliche Ebene. Vielleicht ist es genau dieser Gegensatz, der mich zu meiner Fantasyreihe „Die Stunde der Feen“ inspiriert hat: Sie verbindet Märchenerzählungen deutscher Tradition mit der Vorstellung von Feenwesen, wie man sie eher aus romanischen Geschichten kennt.


🧚‍♀️ Contes de fées – Feenmärchen und der Ursprung von „Fairy Tales“


Der Begriff „contes de fées“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Feenmärchen“. Im 17. und 18. Jahrhundert waren diese Geschichten beliebt, vor allem an den Höfen. Autoren wie Charles Perrault oder Madame d’Aulnoy schrieben Märchen, in denen Feen wichtige Rollen spielten – als Taufpatinnen, Ratgeberinnen oder mächtige Zauberinnen.

Aus diesen „contes de fées“ entwickelte sich im Englischen die Bezeichnung „fairy tales“, die bis heute für Märchen im Allgemeinen verwendet wird, selbst wenn darin keine Feen vorkommen.


Die Brüder Grimm gingen jedoch einen anderen Weg. Ihre Märchen stammten größtenteils aus mündlicher Überlieferung und aus einem Umfeld, in dem Feen keine Rolle spielten. Sie übernahmen zwar auch Stoffe wie „Dornröschen“ oder „Aschenputtel“, die höfische Elemente enthalten, aber sie ersetzten in ihren Fassungen die Feen bewusst durch „weise Frauen“ oder ähnliche Figuren.


Meine Feen haben keine Flügel


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Feenmärchen (contes de fées) sind meist kunstvoll gestaltet, und stark mit höfischen Bildern und Wunscherfüllung verbunden. Feen spielen darin oft eine zentrale Rolle.


Grimms Märchen sind oft kürzer, direkter und näher an Volksgeschichten. Die Figuren wirken vertraut, Müllersöhne, Bauermädchen und Handwerker. Magische Personen sind eher Hexen, Zauberer oder weise Frauen.



Die Grimms sahen sich als Sammler deutscher Märchen. Ihr Ziel war es, ihre Erzähltradition zu bewahren und von den französischen Kunstmärchen abzugrenzen.


Ich mag die Feengestalten der „contes de fées“. In den frühen Erzählungen, auch in „Dornröschen“, erscheinen sie als mächtige, menschliche Figuren – mehr wie Zauberinnen oder Schicksalsfrauen.


Auch in meiner Fantasyreihe „Die Stunde der Feen“ sind Feen keine kleinen, flatterhaften Wesen, sondern Gestalten mit Persönlichkeit und Kraft. Sie stehen zwischen der Welt der Menschen und etwas Höherem, Göttlichen.


Die Unterschiede machen für mich den Reiz aus, Grimms Märchen, die für Volksnähe, klare Strukturen und einfache, prägnante Erzählweisen stehen und die Feenmärchen: Geschichten mit starken, weiblichen Figuren, rätselhaft und von magischer Kraft durchdrungen. Und doch sind sie nahbar. Ihre Stärke macht sie nicht unberührbar, sondern menschlich.


Beides zusammen ergibt für mich eine spannende Mischung: Geschichten, die einerseits vertraut wirken und andererseits das Gefühl geben, dass etwas Übernatürliches hinter der nächsten Ecke wartet.


Fazit


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Die Brüder Grimm haben Märchen gesammelt, wie sie im deutschsprachigen Raum erzählt wurden. Sie geben einen Blick auf die Erzählwelt ihrer Zeit.


Feen gehören für mich trotzdem dazu. Sie sind Teil einer anderen Märchentradition, die ich nicht missen möchte und die in meinen eigenen Geschichten ihren Platz gefunden hat.

 
 
 

1 Kommentar


ac ab
ac ab
17. Okt.

Ein wirklich beeindruckender Beitrag. Die Fähigkeit, ein Thema so umfassend und dennoch verständlich darzustellen, ist selten. Das hat mich dazu inspiriert, über die verschiedenen Facetten der Persönlichkeit nachzudenken. Oft sind es die spielerischen Ansätze, die uns die interessantesten Erkenntnisse bringen. Aus diesem Grund möchte ich einen wunderbaren quiz de personalidade de harry potter teilen. Er ist sehr gut gestaltet und eine tolle Möglichkeit, sich mit den eigenen Charakterzügen auf eine magische Weise auseinanderzusetzen.

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